Fachschaftsrat Medizin » Studium » Integrierter Reformstudiengang

Ein Erfahrungsbericht:


Den integrierten Reformstudiengang Medizin (iRM) gibt es an der RUB seit dem Wintersemester 13/14. Zuvor gab es den Regelstudiengang und den Modellstudiengang parallel zueinander. Dieser neue Studiengang soll das Beste aus den beiden alten vereinen.
Ziel war es also, die einzelnen Fächer inhaltlich zu vernetzen, statt Themengebiete fachweise und ohne erkennbaren Zusammenhang zu unterrichten. So behandelt im zweiten Semester die Vorlesung der Anatomie z.B. den Verlauf der Nerven und das Rückenmark, während in Physiologie die Abläufe im Nervensystem besprochen werden.

Dieses organbezogene Konzept wird gestützt durch die jede zweite Woche stattfindenden POL-Sitzungen und erhält durch die Praktika der Biochemie, Physiologie und Chemie noch einen klinischen und praktischen Bezug (POL steht für problemorientiertes Lernen, ein Konzept, bei dem man in einer Kleingruppe einen klinischen Fall behandelt und anhand von diesem verschiedene Themen erarbeitet).

Das erste Semester der Vorklinik enthält noch sehr viele naturwissenschaftliche Grundlagen, weshalb man hier noch wenig vernetzt lernen kann, dafür mehr im Bezug auf die klinische Bedeutung mancher Themen.
Die Semester 2 bis 4 sind in Module aufgeteilt, die jeweils 3 Wochen dauern. In den ersten beiden Wochen gibt es Vorlesungen, wobei diese sich immer um ein bestimmtes Feld der Vorklinik drehen (z.B. gibt es ein Modul Muskel). Die dritte Woche besteht dann nur aus Seminaren und Praktika, die sich auf das in den vorigen zwei Wochen Gelernte beziehen.
Das ist meiner Meinung nach eine der großen Neuerungen gegenüber dem Regelstudiengang, bei dem man verschiedenste Sachen in den einzelnen Fächern lernt.
Auch in der Anatomie hat sich die Reihenfolge der Lerninhalte gewandelt. Das erste Semester besteht aus einer groben Übersicht über die mikroskopische Anatomie und die allgemeine Zellbiologie. Außerdem werden dort kurze Einblicke in die Felder der Embryologie, Neuroanatomie und Immunologie gegeben.
Im zweiten Semester startet der Präparierkurs, in dem man an Körperspendern anatomische Leitstrukturen (im 2. Semester die des Bewegungsapparats, im 3. Semester die der inneren Organen) präpariert. Dabei steht immer eine Gruppe von 10 Studierenden an einem Körperspender und zwei Gruppen werden von einem*er Dozenten*in und dessen Assistenten*in betreut. Diese beiden Semester Anatomie behandeln auch in den Vorlesungen nur den makroskopischen Aufbau des menschlichen Körpers. Begleitet werden diese beiden Semester durch die Physiologie- und Biochemie-Vorlesungen, in denen die Themen zu denen der aktuellen Anatomie-Inhalte passen.

Neu hinzugekommen ist auch das Feld der ärztlichen Fertigkeiten und Berufsfelderkundung, im Rahmen dessen einige Vorlesungen über POL-Fälle, medizinische Ethik und Gesundheitsökonomie stattfinden. Außerdem gibt es einige Kurse und Seminare aus diesem Fach, in denen man Anamnesegespräche zu führen, hygienisches Arbeiten, Erkennen und Beschreiben von Symptomen und die körperliche Untersuchung lernt. Dieses Feld soll also schon vom ersten Semester an auf die spätere Arbeit mit Patienten und den einfühlsamen und heilungsdienlichen Umgang mit ihnen hinarbeiten.
Einen ähnlichen Ansatz hat die Psychologie, bei der man die psychologischen Grundlagen und deren Einfluss auf den Heilungsverlauf oder Ursache für Beschwerden für den Arztberuf erlernt. Ab dem zweiten Semester wird dann anhand von vorgegebenen Fällen die angemessene und richtige Gesprächsführung mit Patienten geübt, wobei die Gespräche eigens mit Kamera aufgezeichnet werden, um dann später in der Gruppe analysiert zu werden.

Insgesamt kann ich, der ich ja jetzt dank dieses Textes noch mal ein bisschen Zeit hatte über alles nachzudenken, sagen, dass die Vorklinik in Bochum ein sehr gutes Konzept hat, dessen Nutzen vollkommen außer Frage steht. Natürlich befindet sich das System im Moment noch in den Kinderschuhen und es wird sich noch an der ein oder anderen Ecke ein bisschen was ändern. Das geschieht dann in Zusammenarbeit mit der Fachschaft der Studierenden (also mit uns), was in meinen Augen auch ein großes Plus ist.
Wie man diesem Text entnehmen kann, bin ich sehr zufrieden damit in Bochum zu studieren, was nicht alleinig aber auch nicht zuletzt diesem Studiengang geschuldet ist.